Proliferation des Unterkieferknochens

Eine 12-jahre alte Katze wurde uns von einer Kollegin überwiesen, aufgrund der Tatsache, dass sich der Kiefer sehr derb anfühlte. Die Kollegen entdeckten im Maul eine Wucherung, die sich scheinbar entzündet hatte. Auch uns fiel diese Wucherung auf und die erste Überlegung war, ob es sich hierbei um einen Einbiss handelte.

Die starke Veränderung im Unterkiefer links hat uns dazu veranlasst, eine 3-D-Bildgebung durchzuführen. In den Aufnahmen sahen wir eine Masse, die auf dem Kiefer auflag. Der Backenzahn des Oberkiefers P4 biss in die darüberliegende Schleimhaut ein, sodass es zur Entzündung kam. In der Rekonstruktion erkannten wir genau, wo diese Wucherung saß und ob es eine knöcherne Veränderung gab. Außerdem konnten wir die Folgen und nachfolgenden Risiken einer Entfernung der Wucherung mit der Aufnahme besser abschätzen.

Wir führten zunächst eine Biopsie durch und fanden heraus, dass es sich hierbei um einen gutartigen Prozess handelte. Die Knochenbildung hatte keinen bösartigen Charakter, metastasierte nicht und zerstörte auch nicht das Gewebe. Die Wucherung wird nun von uns beobachtet. Um der Katze die Schmerzen zu nehmen, entschieden wir uns, den einbeißenden Zahn zu behandeln. Da die Wucherung eventuell auch nach innen hineinwachsen könnte, extrahierten wir alle Backenzähne auf der linken Kieferseite. Der Kieferschluss könnte je nach Größe der Zubildung irgendwann behindert sein, weswegen wir im halbjährlichen Rhythmus eine Kontroll-CBCT-Aufnahme durchführen werden. Stand heute geht es der Katze sehr gut, sie beißt sich nicht ein und wir warten gespannt, ob und wie schnell die Wucherung wachsen wird.